#160 I was a fat Smoker – Das Wissen-Umsetzungs-Paradox – Teil 1
Worum geht es in diesem Artikel?
Das Wissen-Umsetzungs-Paradox hindert uns oft mit wichtigen Themen zu starten. Der Blogpost ist die Grundlage für den nächsten Blogpost über den Einsatz von KI
Das Wissen-Umsetzungs-Paradox überwinden: Warum wir tun, was wir tun – oder eben nicht
In einem bemerkenswerten Vortrag mit dem Titel „I was a fat smoker“ erzählt der renommierte Unternehmensberater David Maister eine persönliche Geschichte, die jeden von uns betrifft – ob im Geschäftsleben oder privat. Als übergewichtiger Raucher, der täglich ein Päckchen Zigaretten konsumierte und 30 Pfund zu viel auf die Waage brachte, kannte er die Lösung seiner Probleme genau: weniger essen, mehr bewegen, nicht rauchen. Eine simple Formel – und doch brauchte er 37 Jahre, um sie umzusetzen.
Der Vortrag ist die Fortführung des Posts über Nepper, Schlepper und Bauernfänger. Mit den Blog Post führe ich das „Wissen-Umsetzung-Paradox“ ein als Grundlage für #161
Das universelle Paradox
Diese Geschichte illustriert perfekt, was Psychologen und Managementexperten das „Wissen-Umsetzungs-Paradox“ nennen: Wir wissen genau, was zu tun wäre, setzen es aber trotzdem nicht um. Dieses Phänomen begegnet uns überall:
- Der Manager, der weiß, dass er mehr delegieren sollte
- Das Unternehmen, das die Digitalisierung verschleppt
- Der Student, der die Prüfungsvorbereitung aufschiebt
- Der Raucher, der aufhören möchte
Wie Maister in seinem Vortrag pointiert bemerkt: „Es ist nicht so, dass mir niemand die Rede gehalten hätte. Ich kannte die Antwort. Wenn ich zum Arzt ging und fragte ‚Wie nehme ich ab?‘, sagte er ‚Iss weniger, beweg dich mehr‘ – was für eine wunderbare Erkenntnis!“
Die Ausreden-Falle
Ein klassisches Muster in diesem Zusammenhang ist die „Spezielle-Situation-Ausrede„. Maister imitiert in seinem Vortrag die typische Reaktion: „Nein, Sie verstehen unsere besondere Situation nicht. Unsere Menschen sind anders. Wir sind in [beliebiger Ort einsetzen]. Lassen Sie mich erklären, was bei uns speziell ist…“
Was wir eigentlich suchen, ist die magische Pille – die Lösung, die ohne Anstrengung funktioniert. Im Unternehmenskontext äußert sich das durch:
- Endlose Analysen der „besonderen“ Situation
- Die Suche nach der perfekten Strategie
- Das Warten auf den „richtigen“ Moment
- Die Hoffnung auf eine revolutionäre neue Technologie
Der Weg zur Überwindung
Wie können wir dieses Paradox überwinden? Hier sind die wichtigsten Schritte:
1. Ehrliche Selbstreflexion
Der erste Schritt ist die ehrliche Anerkennung der Situation. Maister betont: „Die Essenz des ‚Fat Smoker‘-Syndroms ist nicht, dass es wichtig ist sich zu ändern, sondern dass man tatsächlich zu dem Schluss gekommen ist, den Antrieb, den Mut und die Entschlossenheit zur Veränderung zu haben.“
2. Akzeptanz der Grundprinzipien
Hören Sie auf, nach der speziellen Lösung zu suchen. Die grundlegenden Prinzipien erfolgreicher Veränderung sind meist einfach und universell. Wie Maister erklärt: „Jeder strategische Plan, den ich in 25 Jahren gesehen habe, ist identisch.“ Das gilt auch für persönliche Veränderungen.
3. Fokus auf Umsetzung statt Planung
Der kritische Punkt ist nicht das „Was“, sondern das „Wie“. Verschwenden Sie nicht zu viel Zeit mit der Perfektionierung der Strategie. Beginnen Sie mit kleinen, konkreten Schritten.
4. Langfristiges Denken kultivieren
Die größte Herausforderung ist die Überwindung der kurzfristigen Verlockungen zugunsten langfristiger Ziele. Maister fragt provokant: „Wann werden Sie aufhören, der kurzfristigen Versuchung nachzugeben und anfangen, das zu tun, von dem Sie wissen, dass es langfristig gut für Sie ist?“
5. Strukturierte Veränderung
Entwickeln Sie einen strukturierten Ansatz für die Veränderung:
- Setzen Sie sich klare, messbare Ziele
- Schaffen Sie Verantwortlichkeiten
- Etablieren Sie Feedback-Mechanismen
- Feiern Sie kleine Erfolge
- Lernen Sie aus Rückschlägen
Die Rolle der Führung
Für Führungskräfte ist das Verständnis des Wissen-Umsetzungs-Paradoxes besonders wichtig. Ihre Aufgabe ist es:
- Klare Prioritäten zu setzen
- Ressourcen für die Veränderung bereitzustellen
- Als Vorbild zu agieren
- Eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu schaffen
- Langfristiges Denken zu fördern
Fazit: Der Mut zur Veränderung
Das Wissen-Umsetzungs-Paradox zu überwinden, erfordert vor allem eines: Mut. Den Mut, sich unbequemen Wahrheiten zu stellen. Den Mut, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Den Mut, trotz Widerständen und Rückschlägen weiterzumachen.
Wie Maister in seinem Vortrag eindringlich klarmacht: Es geht nicht um neue Erkenntnisse oder komplexe Strategien. Es geht darum, den Mut und die Disziplin aufzubringen, das zu tun, was wir bereits wissen, dass es richtig ist.
Die gute Nachricht ist: Wenn ein 37-jähriger Gewohnheitsraucher mit Übergewicht sein Leben umkrempeln kann, dann können auch Sie Ihre Ziele erreichen. Die Frage ist nur: Sind Sie bereit, den ersten Schritt zu tun?
Dieser Artikel basiert auf Erkenntnissen aus David Maisters Vortrag „I was a fat smoker“, in dem er seine persönliche Transformationsgeschichte als Analogie für organisatorische und persönliche Veränderungen nutzt.