Übersicht über die Kunst vernetzt zu denken

#158 Wie startet man ein KI-Projekt? Teil 1

Worum geht es in diesem Artikel?

Wie kann man eine Orientierung und einen besseren Überblick beim Start eines KI-Projektes erhalten und verschiedene Perspektiven ausleuchten

Komplexe Projekte haben oft eine Gemeinsamkeit, der Nebel der Ungewissheit ist am Anfang sehr groß. Es gibt viele viele Optionen und man kann sich sehr schnell verrennen. Im schlimmsten Fall den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen.

Wie wir Orientierung und einen besseren Überblick bekommen ist Teil der Serie hier. Ich zeige in den nächsten Blogposts einige Methoden für den Anfang eines Projekts.

Vorab: Es gibt unzählige Methoden, jede Methode hat ihre Stärken und Schwächen. Idealerweise hat man mehrere Methoden zur Auswahl um auf den Kontext das passende Methodenset anzuwenden.

Methoden Steckbrief „Seven Senses“:

  1. Zielgruppe: Menschen die ein Bild von den Ideen haben aber noch keinen Plan zur Umsetzung und einen umfassenden Blick haben möchten
  2. Dauer: Drei – vier Stunden
  3. Setting: Einzel oder im Team
  4. Wann nicht: Enger Zeitrahmen, wenn nur eine Perspektive im Fokus ist
  5. Besondere Vorteile: Einbeziehen von sieben Perspektiven. Besonders wichtig bei vielen nicht gehörten Argumenten und es wichtig ist, z.B. nicht technische Perspektiven einzubringen.

Folgendes Bild zeigt die Unordnung, die auch notwendig ist um neue Ideen umzusetzen. Es gibt immer wieder Rückkopplungsschleifen.

Das Bild zeigt die Unordnung am Anfang eines Projektes

Vorlage war Frederic Vesters Buch „Die Kunst vernetzt zu denken“, das ich Anfang 2000 gelesen haben und für mich ein Befreiungsschlag war. Frederic Vester analysiert bei jedem Projekt sieben Lebensbereiche (Perspektiven) auf ein Problem.

Diese Lebensbereiche stammen aus der Systemtheorie und dienen dazu, alle relevanten Aspekte eines Systems zu analysieren und Wechselwirkungen zu verstehen. Sie sind im Leitfaden als Teil der Kriterienmatrix beschrieben, die sicherstellt, dass die Variablen eines Systems ausgewogen und umfassend abgebildet werden.

Die sieben Lebensbereiche

  1. Materieller Bereich:
    • Bezieht sich auf physische und greifbare Elemente des Systems, wie Ressourcen, Infrastruktur oder Produktionsmittel.
    • Beispiel: Ausstattung eines IT-Systems (Hardware, Server, Kabel).
  2. Energetischer Bereich:
    • Umfasst die Energieflüsse und die damit verbundene Effizienz.
    • Beispiel: Energieverbrauch von Rechenzentren oder die Leistungsfähigkeit von Netzwerken.
  3. Informatorischer Bereich:
    • Betrifft die Informationsflüsse innerhalb des Systems, einschließlich der Kommunikation und Datenverarbeitung.
    • Beispiel: Datenaustausch zwischen Abteilungen oder die Qualität von Berichten.
  4. Sozialer Bereich:
    • Konzentriert sich auf die Beziehungen und Interaktionen zwischen den Beteiligten, wie Mitarbeitern, Kunden und Partnern.
    • Beispiel: Teamzusammenarbeit, Zufriedenheit der Nutzer oder Kundeninteraktionen.
  5. Ökologischer Bereich:
    • Bezieht sich auf die Auswirkungen des Systems auf die Umwelt sowie auf die Einflüsse der Umwelt auf das System.
    • Beispiel: Nachhaltigkeit der IT-Infrastruktur oder ökologische Fußabdrücke.
  6. Zeitlicher Bereich:
    • Umfasst die Zeitdimension eines Systems, wie Reaktionszeiten, Entwicklungszyklen und langfristige Stabilität.
    • Beispiel: Geschwindigkeit der Problemlösung oder die Lebensdauer von Systemkomponenten.
  7. Gesundheitlicher Bereich:
    • Betrifft die Stabilität, Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit des Systems oder seiner Elemente.
    • Beispiel: Systemresilienz bei Ausfällen oder Schutzmaßnahmen gegen Sicherheitsbedrohungen.

Bedeutung in der Praxis

Diese Lebensbereiche ermöglichen eine systematische Prüfung der Variablen auf ihre Relevanz und Ausgewogenheit. Wenn beispielsweise ein IT-System optimiert werden soll, stellt die Kriterienmatrix (analysiert die wechselseitigen Abhängigkeiten) sicher, dass nicht nur die Funktionalität (informatorischer Bereich), sondern auch Nachhaltigkeit (ökologischer Bereich) und Benutzerfreundlichkeit (sozialer Bereich) berücksichtigt werden.

Diese Herangehensweise fördert ganzheitliches Denken und minimiert das Risiko, wichtige Wechselwirkungen oder potenzielle Zielkonflikte zu übersehen.

Ich habe verschiedene Diplomarbeiten und Zusammenfassungen über die Jahre erstellen lassen und die Kunst vernetzt zu „Denken“ war Pflichtlektüre.

Wie helfen Systembilder bei der Übersicht?

Die Systembilder von Frederic Vester sind zentrale Werkzeuge, die in der Systemtheorie und im Sensitivitätsmodell verwendet werden, um komplexe Systeme zu analysieren und darzustellen. Sie bieten eine visuelle, ganzheitliche Darstellung der Bestandteile und Wechselwirkungen eines Systems. Dabei geht es nicht nur um einzelne Elemente, sondern um ihre Verbindungen, Abhängigkeiten und Auswirkungen innerhalb des Gesamtsystems.

Wir haben zu jeden Thema Systembilder erstellt mit diesen Vorteilen:

Merkmale von Systembildern

  1. Vernetztes Denken:
    • Systembilder zeigen, wie verschiedene Variablen eines Systems miteinander interagieren. Dies hilft, ein Verständnis für die komplexen Beziehungen zwischen den Elementen zu entwickeln.
  2. Visualisierung von Wechselwirkungen:
    • Sie heben hervor, wie Änderungen an einem Punkt des Systems andere Bereiche beeinflussen, z. B. wie eine verstärkte Sicherheit in IT-Systemen die Produktivität und Kosten beeinflusst.
  3. Einsatz von Symbolen und Kategorien:
    • Elemente des Systems werden mit spezifischen Symbolen dargestellt, z. B. als „aktiv“, „passiv“, „kritisch“ oder „puffernd“. Dies macht die Rolle und Bedeutung jedes Elements im System leicht verständlich.
  4. Gesamtheitliche Perspektive:
    • Statt sich auf Einzelheiten zu fokussieren, zeigen Systembilder das gesamte Muster eines Systems, einschließlich Rückkopplungen und dynamischer Prozesse.

Vorteile der Visualisierung

Die Visualisierung mithilfe von Systembildern bietet zahlreiche Vorteile, die gerade in der Analyse und Planung von Projekten oder Prozessen unerlässlich sind.

1. Vereinfachung von Komplexität

  • Komplexe Systeme, wie IT-Infrastrukturen oder Geschäftsprozesse, können schwer zu verstehen sein. Systembilder machen die Strukturen und Dynamiken greifbar, indem sie sie visuell vereinfachen.

2. Förderung des Verständnisses

  • Unterschiedliche Stakeholder – von Fachabteilungen bis zur Führungsebene – können dank der Visualisierung schnell ein gemeinsames Verständnis entwickeln, selbst ohne tiefere technische Kenntnisse.

3. Transparenz und Nachvollziehbarkeit

  • Systembilder schaffen Klarheit darüber, welche Elemente eines Systems zusammenhängen und welche Änderungen welche Auswirkungen haben. Dies ist besonders wichtig, um Fehlentscheidungen zu vermeiden.

4. Unterstützung bei der Entscheidungsfindung

  • Durch die visuelle Darstellung von Zielkonflikten und Abhängigkeiten können Entscheidungen fundierter getroffen werden, z. B. durch das Erkennen kritischer Einflussgrößen im Wirkungsgefüge.

5. Förderung der Kommunikation

  • Visualisierungen dienen als gemeinsame Sprache, die die Diskussion zwischen verschiedenen Teams und Interessensgruppen erleichtert. Sie helfen, Missverständnisse zu vermeiden und fördern den Konsens.

6. Szenarien und Simulationen

  • Systembilder ermöglichen die Analyse von „Was-wäre-wenn“-Szenarien, bei denen Änderungen an Variablen simuliert werden können, um die besten Maßnahmen zu identifizieren.

Wie kann ich die sieben Lebensbereiche auf KI-Projekte adaptieren?

In den meisten Fällen arbeite ich mit diesen sieben Perspektiven:

  • 1. Kunden Sicht
  • 2. Mitarbeiter Sicht
  • 3. Produkt Sicht
  • 4. Prozess Sicht
  • 5. Finanz Sicht
  • 6. Technik Sicht
  • 7. Unternehmens Sicht

Aus den Lebensbereichen kann man bei Bedarf einzelne Perspektiven austauschen. Mehr Perspektiven würde ich nicht einbringen, das bringt meistens nur zu viel Verwirrung. Dazu habe ich ein Miroboard in dem wir die Perspektiven einbringen.

Dieser Ansatz ermöglicht es auch für den Dienstleister die eigenen Wissensdatenbank mit den passenden Fragen aufzubauen.

Wie kann es weiter gehen?

Es bieten sich nun viele Ansätze an, vom Delegation Board über die Design Sprints und die Visualisierung von Constraints. Eine Methode die ich gerne nutze ist das CDE Modell von Glenda Eoyang. Ich habe so oft erlebt das die Projektmitarbeiter ein Bild von Leitplanken hatten das schon lange nicht mehr aktuell war. Das wird der nächste Blogpost.

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